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FORUM 1–2021

Projektskizzen: Evaluation der Willkommensbesuche im Rahmen Früher Hilfen

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Hintergrund

Die Willkommensbesuche sind ein wichtiges primärpräventives Angebot für Familien mit neugeborenen Kindern. Aufgrund ihrer aufsuchenden, universellen und auf Freiwilligkeit basierenden Ausrichtung können sie auch einen niedrigschwelligen Zugang zu psychosozial belasteten Familien ermöglichen, die in besonderem Maße mit den Angeboten Früher Hilfen erreicht werden sollen. Familien werden ein paar Wochen nach der Geburt ihres Kindes zu Hause von Ehrenamtlichen oder Fachkräften besucht und erhalten in einem Gespräch beispielsweise Informationen zu kommunalen Leistungen und Angeboten für junge Familien.

Bei einem erhöhten Unterstützungsbedarf können die Familien auch in weiterführende Angebote vermittelt werden. Im Zuge des Kinderschutzgesetzes (KKG), insbesondere § 2 KKG, sind Willkommensbesuche in vielen Kommunen ausgebaut worden. Dabei haben sich in der Praxis unterschiedliche Modelle der Willkommensbesuche etabliert: Die konkrete Ausgestaltung ist heterogen etwa hinsichtlich Trägerschaft, Personalkonzept, konzeptioneller Zielsetzung und Einbindung in das kommunale Netzwerk Frühe Hilfen. Bisher liegen jedoch nur wenige und meist regional begrenzte wissenschaftliche Erkenntnisse zu den Wirkungen der Willkommensbesuche vor; insbesondere die Elternperspektive wurde in der bisherigen Forschung kaum berücksichtigt.

Deshalb führt das NZFH eine bundesweite Evaluation der Willkommensbesuche durch. Die Evaluation soll die übergeordnete Frage beantworten, inwieweit sie aus Perspektive der Frühen Hilfen ein wirksames Angebot darstellen.

 

Forschungsfragen

  • Welche Praxismodelle der Willkommensbesuche lassen sich bundesweit identifizieren und nach welchen zentralen Kriterien unterscheiden sie sich?
  • Welche Familien erreicht man mit dem Angebot, welche Barrieren der Inanspruchnahme bestehen?
  • Welche Erwartungen haben Eltern an den Willkommensbesuch?
  • Wie wird der Besuch durch die Besucher und Besucherinnen sowie die Eltern wahrgenommen?
  • Wie bewerten Eltern den (langfristigen) Nutzen der Besuche (etwa hinsichtlich Information, Beratung, Vermittlung/ Lotsenfunktion)?
  • Wie sind die Willkommensbesuche in das kommunale Netzwerk Frühe Hilfen eingebunden, welchen Stellenwert haben sie im kommunalen Gesamtkontext Früher Hilfen?
  • Welche Unterschiede zeigen sich hinsichtlich dieser Fragen zwischen verschiedenen Modellen von Willkommensbesuchen?
  • Welche Gelingensfaktoren und Optimierungspotenziale lassen sich ableiten, damit Willkommensbesuche als Ange- bot der Frühen Hilfen wirken?

 

Design/Methodik

Die Evaluation setzt sich aus drei Modulen zusammen.

In Modul A wird zunächst eine bundesweite Recherche zu Willkommensbesuchen durchgeführt. Ausgangspunkt ist eine Literaturrecherche und Aufarbeitung des aktuellen Forschungsstands, an die sich eine umfassende Konzeptrecherche anschließt. Für die Konzeptrecherche werden etwa Konzeptpapiere und Online-Informationen von Jugendämtern, Trägern und Kommunen gesichtet und durch telefonische Interviews ergänzt. Die Konzept-Recherche ist keine Vollerhebung, sondern erfolgt bis zu einem Grad der theoretischen Sättigung. Ziel ist die Ableitung zentraler Unterscheidungskriterien und die Entwicklung einer empirisch fundierten »Typologie« von Willkommensbesuchen.

In Modul B erfolgt die eigentliche Evaluation anhand von Fallstudien. Hierzu werden auf Basis der Recherche (Modul A) insgesamt neun Fallkommunen ausgewählt, die möglichst unterschiedliche Modelle der Willkommensbesuche umsetzen und die gefundenen Typen bestmöglich repräsentieren.

In den Fallstudien werden die Modelle im Mixed-Methods-Design evaluiert:

  1. Vorbereitend erfolgt eine Dokumenten- und Datenanalyse kommunal verfügbarer Daten (z. B. Konzeptpapiere, Eltern-Info-Materialien, prozessproduzierte Daten wie die Anzahl der Einladungen und durchgeführten Besuche, strukturelle Merkmale etc.).
  2. Ergänzend hierzu werden qualitative Interviews mit Vertretenden der Träger (n = 3) sowie Besucherinnen und Besuchern durchgeführt (n = 3).
  3. Kern der Evaluation sind quantitative Interviews (online) mit
    • Besucherinnen bzw. Besuchern (bis zu n = 20 pro Fallkommune)
    • Eltern, die einen Willkommensbesuch erhalten haben (bis zu n = 80 pro Fallkommune)
    • Eltern, die den Besuch nicht in Anspruch genommen haben (bis zu n = 80 pro Fallkommune).

      Die erzielbaren Fallzahlen differieren von Kommune zu Kommune und sind abhängig von der Anzahl der eingesetzten Besucherinnen und Besucher (a) sowie der Anzahl der Geburten und der durchgeführten bzw. abgelehnten Besuche (b und c). Zur Erzielung eines maximalen Rücklaufs werden Incentives oder Aufwandsentschädigungen und ein rollierendes Befragungssystem eingesetzt, das einen rund sechsmonatigen Besuchszeitraum abdeckt. Der Zugang zu den Eltern erfolgt über die Träger. Zur Reduzierung der Stichprobenselektivität wird die Befragung in verschiedenen Sprachen angeboten.

  4. Telefonische Wiederholungsbefragung mit einem Teil der Eltern etwa sechs Monate nach dem Besuch zur Ermittlung langfristiger Effekte (bis zu n = 20 pro Fallkommune).

Modul C nimmt eine Synthese vor, führt alle Ergebnisse zusammen und ermittelt über eine vergleichende Analyse über die Fallkommunen hinweg zentrale Gelingensfaktoren der Willkommensbesuche.

Das Projekt ist im Juli 2021 gestartet. Aufgrund der Corona- Pandemie, von der auch die Willkommensbesuche betroffen waren, kam es zu Verzögerungen. Das Projektende ist aktuell für Ende 2022 geplant, weitere Verschiebungen sind möglich. Auftrag nehmendes Institut und verantwortlich für die Datenerhebungen ist das Institut für Sozialforschung und Gesellschaftspolitik (ISG).

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Veröffentlichungsdatum

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Juliane van Staa

Kontakt: juliane.vanstaa(at)nzfh.de

 

Alle Angaben zu Links und Autorinnen/Autoren beziehen sich auf das Erscheinungsdatum der jeweiligen Druckausgabe und werden nicht aktualisiert.

Herausgebende Institution

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Diese Ausgabe des FORUM stellt Maßnahmen und Projekte vor, die die Qualitätssicherung in den Bereichen Sexualaufklärung und Familienplanung, der Prävention von sexualisierter Gewalt und sexuell übertragbaren Krankheiten (STI) sowie den Frühen Hilfen gewährleisten.
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