Verhütungsverhalten Erwachsener und Jugendlicher 2024. Im Fokus: 18- bis 49-Jährige
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- Forschungsprojekt
Anwendung von Verhütungsmitteln
Verhütungsquote auf Höchststand
Im Jahr 2024 geben 76 Prozent der sexuell aktiven Befragten an, ein Verhütungsmittel zu nutzen. Damit liegt die Verhütungsquote so hoch wie zuletzt nur noch Jahr 2011. Zugleich verzichten 16 Prozent bewusst auf Verhütung – dieser Anteil ist in den vergangenen Jahren deutlich gesunken.
Altersunterschiede prägen das Verhütungsverhalten
Das Verhütungsverhalten unterscheidet sich weiterhin deutlich nach Alter. Junge Erwachsene zwischen 18 und 29 Jahren verhüten mit 88 Prozent am häufigsten. In der mittleren Altersgruppe der 30- bis 39-Jährigen liegt der Anteil mit rund 70 Prozent deutlich niedriger und ist seit Jahren weitgehend stabil. Bei den 40- bis 49-Jährigen war in der aktuellen Befragung ein deutlicher Anstieg zu beobachten: 74 Prozent dieser Altersgruppe verhüten. Dieser Anstieg lässt sich teilweise dadurch erklären, dass nur noch 5 Prozent die Frage zur Verhütungsmethode unbeantwortet lassen im Gegensatz zu 2023, als 10 Prozent hierauf keine Antwort gaben. Zudem ist der Anteil derjenigen, die bewusst auf Verhütung verzichten, gesunken: 2023 waren es 26 Prozent, aktuell nur noch 17 Prozent (2018: 33 %).
Bei den Befragten unter 30 Jahren verzichten mit 8 Prozent deutlich weniger auf Verhütungsmittel als diejnigen über 30 Jahre. Die meisten Nichtverhütenden finden sich in der mittleren Altersgruppe der 30- bis 39-Jährigen – hier sind es 23 Prozent. Beim Blick auf die Gründe für Nichtverhütung zeigt sich hier das Pendant: Der Kinderwunsch bzw. eine bestehende Schwangerschaft macht hier den Hauptanteil für Nichtverhütung aus.
Pille verliert an Bedeutung – andere Verhütungsmethoden gewinnen
Beim Vergleich der verwendeten Methoden zeigt sich ein grundlegender Wandel. Kondome und die Pille sind weiterhin die am häufigsten genannten Verhütungsmittel. Allerdings verliert die Pille seit einigen Jahren stark an Bedeutung und wird heute nur noch von rund einem Drittel der Verhütenden genutzt – die rückläufige Tendenz ist über alle Altersgruppen hinweg festzustellen. Gleichzeitig steigt die Nutzung anderer Verhütungsmethoden, darunter vor allem die Spirale. Viele Befragte bewerten hormonelle Verhütungsmittel zunehmend kritisch und befürchten gesundheitliche Folgen.. 62 Prozent der Verhütenden sind überzeugt, dass hormonelle Verhütung sich „negativ auf Körper und Seele auswirkt“. 2018 teilten nur 45 Prozent diese Ansicht. Der Aspekt der gesundheitlichen Verträglichkeit gewinnt als Entscheidungskriterium bei der Wahl einer geeigneten Verhütungsmethode.
Sicherheit bleibt wichtigstes Entscheidungskriterium
Für die Wahl eines Verhütungsmittels bleibt die Sicherheit vor einer ungewollten Schwangerschaft das wichtigste Kriterium. Gleichzeitig gewinnt die Frage nach der gesundheitlichen Verträglichkeit an Gewicht. Ärztliche Empfehlungen spielen bei der Entscheidung heute eine größere Rolle als noch vor einigen Jahren, insbesondere bei jungen Erwachsenen. Die Kosten sind selten eine Hürde, sie beeinflussen aber vor allem die Verhütungsmittelwahl von Frauen und jüngeren Befragte etwas häufiger.
Männer achten mehr auf die Sicherheit eines Verhütungsmittels, Frauen betonen Gesundheitsaspekte.
Die Gründe für die Wahl eines Verhütungsmittels unterscheiden sich zwischen Männern und Frauen deutlich. Für Männer ist der Sicherheitsaspekt wichtiger als für Frauen (43 % gegenüber 34 %). Frauen legen größeren Wert auf gesundheitliche Faktoren: Eine gute Verträglichkeit ist für sie häufiger ausschlaggebend (29 % gegenüber 21 %). Zudem berichten 13 Prozent der verhütenden Frauen von konkreten Unverträglichkeiten oder lehnen hormonelle Verhütung grundsätzlich ab – bei Männern sind es halb so viele (7 %).
Nutzung der „Pille danach“
Die „Pille danach“ wird selten mehrmals genutzt
Rund 30 Prozent der sexuell aktiven Personen berichten, dass sie selbst oder ihre Partnerin bereits die „Pille danach“ verwendet haben. Meist handelt es sich dabei um eine einmalige Anwendung. Es gibt keine Hinweise darauf, dass die Notfallverhütung reguläre Verhütung ersetzt.
In der Kombination von Alter und Geschlecht zeigt sich: Sexuell aktive Frauen zwischen 30 und 39 Jahren haben die höchste Nutzungserfahrung (42 %), während Männer ab 40 Jahren am seltensten Berührungspunkte mit der „Pille danach“ hatten (8 %).
Ein höheres Bildungsniveau ist ebenfalls mit einer höheren Nutzungshäufigkeit verbunden: Bei Abitur oder (Fach-)Hochschulabschluss liegt der Anteil bei 37 Prozent, ohne entsprechenden Abschluss bei 23 Prozent. Unter Männern beträgt die Differenz nach Bildungsstand 10 Prozentpunkte, unter Frauen sogar 16 Punkte. Auch ist der Anteil von Mehrfachnutzenden (mehr als dreimal) bei Personen mit höheren Bildungsabschlüssen größer (3 % gegenüber 1 %).